Sri Lanka -Britische Söldner im Krieg

Sri Lanka 🇱🇰- Britische Söldner im Krieg


Grossbritannien ist seit Jahrzehnten ein Zentrum für international agierende Söldnerkonzerne. Die meisten dieser Unternehmen haben enge Verbindungen in den britischen Staats- und Militärapparat und sind in der Regel von ehemaligen Armeeangehörigen gegründet worden. Die 1975 von früheren Mitgliedern der Eliteeinheit SAS geschaffene und bis Anfang der 1990er Jahre operierende Söldnertruppe "Keenie Meenie Services" (KMS) gilt als Vorreiterin zahlreicher heute noch bestehender Einheiten. Wie unter anderem BBC am Montag berichtete, ermittelt jetzt die Londoner Metropolitan Police gegen KMS wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen. Es ist das erste Verfahren dieser Art gegen ein von britischem Boden aus operierendes Söldnerunternehmen.


Hintergrund der Klage sind Erkenntnisse, die im September dieses Jahres durch das auf britische Kriegs- und Aussenpolitik spezialisierte Onlineportal Declassified UK ans Licht befördert wurden. Journalisten des Portals wühlten sich durch Dokumente verschiedener Ministerien, die wegen des Ablaufs einer 30jährigen Geheimhaltungsfrist neu zugänglich geworden waren. Auf Basis dieser Recherchearbeit entstanden ein Buch sowie ein online verfügbarer Dokumentarfilm.

https://www.dailymaverick.co.za/article/2020-10-08-keenie-meenie-britains-private-army/


Darin wird aufgezeigt, wie KMS in den 1980er Jahren paramilitärische Polizeieinheiten in Sri Lanka für den Kampf gegen tamilische Unabhängigkeitskämpfer ausbildete und auch selbst an Kampfhandlungen teilnahm. Sowohl die von den Söldnern ausgebildeten Einheiten als auch KMS selbst sollen sich dabei an Massakern gegen die tamilische Zivilbevölkerung beteiligt haben. Im Film kommt unter anderem Richard Holworthy zu Wort, der in den 80er Jahren britischer Militärattaché in Sri Lanka war. Der Oberstleutnant im Ruhestand gibt verschiedene "Anekdoten" zum besten. So erzählt er unter anderem, wie KMS-Hubschrauberbesatzungen Handgranaten in Weingläsern über tamilischen Dörfern abwarfen, damit diese ausgelöst würden, wenn das Glas auf dem Boden zerschellte.


Derlei Praktiken stand die CIA wohlwollend gegenüber, wie Buchautor und Declassified UK-Redakteur Phil Miller am 18. September in einem Artikel schrieb. So existiere eine CIA-Einschätzung zu Sri Lanka aus dem Jahr 1986. In dieser werde die "überlegene Kampfperformance" der srilankischen Paramilitärs gelobt, welche sie dem Training durch KMS zu verdanken hätten. Eine beliebte Kampftaktik dieser sei es gewesen, "das nächstgelegene Dorf anzufliegen und niederzubrennen". Auch Entführungen und Hinrichtungen sollen zum Repertoire gehört haben.


Die Ermittlungen gegen KMS konzentrieren sich auf deren "Arbeit" in Sri Lanka. Doch aktiv war das Unternehmen in den 1980er Jahren an zahlreichen Orten, wo schmutzige Kriegführung oder "Aufstandsbekämpfung" durchgesetzt wurde. 1987 bildeten die Söldner in Nicaragua faschistische Contra-Rebellen aus, in Afghanistan trainierte KMS im selben Zeitraum antisowjetische Milizen. Wenn heute britische Soldaten in Afghanistan durch von Taliban-Kämpfern gelegte Hinterhalte sterben, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass ihre Gegner das nötige Know-how ehemaligen Mitgliedern der Eliteeinheit SAS zu verdanken haben. KMS war ausserdem im Oman und in Uganda aktiv.


Wenn die Londoner Polizei ihre Ermittlungen halbwegs ernst nimmt, wird sie wohl auch mit KMS-Mitgründer David Walker sprechen müssen. Der betreibt heute noch die Nachfolgefirma "Saladin Services". Laut Declassified UK ist "Saladin" unter anderem in Afghanistan sowie verschiedenen asiatischen und afrikanischen Staaten aktiv – die von KMS gepflegten engen politischen Verbindungen scheinen fortzubestehen. So gehört mit Archibald Hamilton ein ehemaliger konservativer Staatssekretär des Verteidigungsministeriums zu den Direktoren von "Saladin Services".


Die Ermittlungen gegen KMS sind aus einem weiteren Grund brisant. Das britische Parlament debattiert derzeit einen Gesetzentwurf, der britischen Militärs Straffreiheit bei Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen im Auslandseinsatz garantieren soll. Das Inkrafttreten dieses Gesetzes würde Verfahren gegen Söldnerfirmen wie KMS wohl unmöglich machen.

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